Von der Willkommensinitiative zu echten „Erfolgspaten“

Scrennshoot erfolgspaten

Aus einem Willkommensfest heraus wurde im Juni 2015 das Projekt „Erfolgspaten“ ins Leben gerufen. Ziel der „Erfolgspaten“ ist es, Flüchtlinge mit Arbeitserlaubnis und geeigneter Qualifizierung bei der Suche nach einem Arbeits- oder Praktikumsplatz bzw. einer Lehrstelle zu unterstützen.

Zu diesem Zweck wurden Unternehmer und Unternehmerinnen aus Potsdam und Brandenburg gesucht, die Arbeitsplätze zur Verfügung stellen und den Flüchtlingen als „Erfolgspate“, als Ansprechpartner und Ratgeber für Ihr zukünftiges Arbeitsleben zur Seite stehen.

Die Homepage des Projektes, www.erfolgspaten.de, dient dabei als Kommunikationsplattform. Unternehmen, die Jobs anbieten wollen, können sich vorstellen und Flüchtlinge, die eine Arbeitsmöglichkeit suchen, können ihre Bewerbung abgeben. Die Plattform kommuniziert auch den Erfolg des Projekts für die Öffentlichkeit und vermittelt wichtige Informationen zur Flüchtlingspolitik.

Zwischen Juni und Oktober 2016 hat „Neue Heimat in Brandenburg“ das Matching von Unternehmern und Flüchtlingen mit einem Gesamtbetrag von 5.500,- Euro gefördert. In diesem Zeitraum konnten fünf Praktikumsplätze, vier sozialversicherungspflichtige Festanstellungen und zwei Ausbildungsplätze vermittelt werden.

Michael Erbach ist Gesicht, Herz und Seele der „Erfolgspaten“. Als das Projekt im Juni 2015 startete, war unklar, welche Institutionen für die Vermittlung von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt zuständig sein würden. Die „Erfolgspaten“ sind daher direkt in die Sprachkurse gegangen und haben Kontakt mit den Flüchtlingen aufgenommen.

Die Arbeit mit den Geflüchteten geht über die reine Vermittlung in Arbeit oder Praktika hinaus: Die Paten unterstützen bei der Erstellung von Bewerbungsunterlagen, begleiten bei Behördengängen und helfen beim Beantworten von Bescheiden oder Behördenschreiben. Dabei haben die „Erfolgspaten“ die Erfahrung gemacht, dass es selbst für Muttersprachler oft nicht auf Anhieb zu verstehen ist, was manche Absender mitteilen wollen. Umgangssprachliche Formulierungen sucht man meist vergebens. So wurden die Herausforderungen, denen sich die Flüchtlinge gegenüber gestellt sahen, nicht selten zu den Herausforderungen der Helfer selbst.

Enttäuschungen blieben dabei nicht aus. Mal erschien ein Flüchtling nicht zum verabredeten Termin, mal kam kurz vor der Unterzeichnung eines Vertrages die deutsche Bürokratie dazwischen. Selbst wenn alles klappte, zeigten sich im Arbeitsalltag manchmal Probleme. So war es auch bei dem jungen afghanischen Flüchtling Najib Rahmati, über den Michael Erbach sagt, er sei für ihn wie ein Patenkind geworden. Najibs Vater wurde Opfer eines Raketenangriffs der Taliban, Najib selbst schwer am Bein verletzt. Durch die Vermittlung der Erfolgspaten bekam Najib eine Ausbildung im Potsdamer Kongresshotel. Unter anderem wegen der alten Verletzung, war die körperliche Belastung durch die Arbeit aber zu groß. Doch der Erfolgspate Michael Erbach gab nicht auf. Heute arbeitet Najib in einem Burger-Laden. Er hat die Erfahrung gemacht, dass er sich auf seinen Paten verlassen kann: Gemeinsam füllten sie Formulare und Anträge für Fahrprüfung und Wohnungswechsel aus. Sie besuchten das Sozialamt wegen Problemen bei der Abrechnung und gingen zur Physiotherapie, die sein Pate für ihn organisiert hatte. Pate und „Patenkind“ haben die Monate des Auf-und Ab zusammengeschweißt. Sie haben sogar Weihnachten zusammen gefeiert.

Heute ersetzen institutionalisierte Abläufe vermehrt das ehrenamtliche Engagement. Es gibt eine Vielzahl von Projekten, die Flüchtlinge in Arbeit bringen wollen. Die Agentur für Arbeit hat ein Team von Arbeitsvermittlern zusammengestellt, die sich speziell um die Vermittlung von Flüchtlingen kümmern. Seit Februar 2016 gibt es in der IHK Potsdam eine Beratungsstelle unter dem Namen „Welcome Integration Network (WIN) Service Center“.

Angesichts dieser gewachsenen Struktur, fahren die „Erfolgspaten“ ihre ehrenamtliche Arbeit zurück. Der Kontakt zu vielen Flüchtlingen, die sie in den vergangenen Monaten und Jahren kennengelernt haben, wird jedoch bleiben.

Die Projektverantwortlichen haben zwei Wünsche: Sie hoffen, dass das Vermittlungsportal der „Erfolgspaten“ von einem anderen Akteur im Bereich Arbeitsmarktintegration weitergeführt wird. Und sie wünschen sich, dass – trotz der nun professionalisierten Abläufe -der persönliche Moment in der Begegnung zwischen Flüchtlingen und Vermittlern nicht zu kurz kommt.